Du bist nicht lebensmüde, du bist systemmüde

Du hast diesem ausbeuterischen System geglaubt, das Dir Individualismus verspricht und Einsamkeit meint. Das System hat dich belogen und deine Individuation und Entwicklung erschwert.

Kapitalismus und Kommunismus sind die bekannten Systeme. Beide haben theoretisch das Beste im Sinn und scheitern praktisch auf allen Ebenen. Beide System führen zur Atomisierung, Entmündigung und Zersplitterung unserer Gemeinschaften. Nicht im Sinne der Erfinder aber jedenfalls im Sinne der Opportunisten.

 

Individualismus versus Individuation

Dein Individualismus ist egozentrisch und vorwiegend eigennützig. Er lastet Dir selbst alle Verantwortung für deinen Erfolg und Unglück auf, gleichzeitig spricht er Dir jede Verantwortung am gesellschaftlichen Status-Quo ab. 

Anders gesagt: In individualistischen Systemen wie dem Kapitalismus, wird ebendieses System von jeder Schuld befreit und alles auf das Individuum gelastet, während das System selbst die Rahmenbedingungen für die soziale Atmosphäre vorgibt. So als würden wir uns um das Brettspiel Mensch-ärgere-dich nicht scharen, und uns ärgern dass unsere Spielfiguren von anderen an den Start zurückgeschmissen werden.

Was ist DAS SYSTEM?

Ein System ist ein Gedankenkonstrukt. Mehrere Elemente mit Eigenschaften, die untereinander verknüpft sind. 

 

Geldfokussierte Systeme lernen uns in jedem Entwicklungsschritt die ‘Normierung’ des Individualismus: Wir lernen dass es normal ist, zuallererst auf den eigenen Vorteil zu achten, weil jeder gegen Jeden sei und nicht genug für alle dasei.

Unser System ist ein Pyramidensystem, von dem immer nur die Oberen profitieren und die breite untere Basis das Kapital für ebendiese hierarchisch Oberen erwirtschaftet.

Angst ist das grundlegende Manipulationselement in diesen kapitalistischen oder kommunistischen Pyramidenspielen – und die Lüge.

Wir sind Rudeltiere, die das menscheln verlernen

Wenn wir vereinsamen, uns nicht mehr einbringen (können) oder gegeneinander agieren, beißen wir die Hand die uns füttert. Denn nicht ‘dem System’ sondern unseren Mitmenschen und Mitgeschöpfen sind wir verpflichtet und wechselseitig abhängig voneinander.

Wir verlernen durch die Überbetonung des Individualismus das Individuieren – und zum individuieren gehört auch die soziale Kompetenzentwicklung.

Individuation ist der Entwicklungsweg vom abhängigen Kleinstkind zum gemeinschaftstragenden interdependenten (wechselseitig abhängigen) Menschen, der seine eigenen Fähigkeiten, Anlagen und Möglichkeiten ent-wickelt hat und einbringt.

Jeder einzelen Mensch, du und ich, trägt zur Qualität der Gemeinschaft bei. Nervt es dich rauszugehen und von mürrischen, egoistischen Menschen angegrummelt oder gar ignoriert zu werden? Keiner geht ausm Weg, motzt wenn es nicht schnell genug geht oder schaut unbeteiligt zu wenn nebenbei jemand ermordet wird. Kalt ist kein Ausdruck mehr für das, in was wir hineinschlittern.

Persönliche Entwickling, also Individuation ist absolut essentiel. Wir können aber jederzeit bereits anfangen unserem Nervensystem und unseren Mitmenschen das Gefühl von Sicherheit und Wohlwollen zu vermitteln.

Daher gebe möchte ich ein paar Einladungen teilen, wie mensch sich langsam wieder ans menscheln gewöhnen kann und positive Impulse für ein schöneres Miteinander setzen kann. Menschenln wird meistens negativ verwendet: ‘Es menschelt’ meint, dass es Konflikte gibt jedweger Art, weil wir Menschen sind.

 

Ich möchte das ‘menscheln’ im positiven verwenden, denn Menschen sind beseelt und beherzt (der Rest funktioniert nur). Und wir brauchen mehr Menschlichkeit im besten Sinne, mit Herz und Seele UND Hirn, um ein neues System zu schaffen das GUT FÜR DICH und GUT FÜR MICH ist.

Du könntest dir zB für jeden der folgenden Tips einige Wochen Zeit nehmen, dich nur auf die Implementierung und Beobachtung der Effekte auf dich und dein Umfeld konzentrieren. Nicht alles auf einmal. Nicht der Reihe nach. Aber mal konsequent, ohne Erwartung, aus dir heraus als Beitrag zu einer schöneren Gesellschaft.

 

1. Was du nicht willst das man dir tut, das füg auch keinem andren zu:

Lass das weg, was sich schlecht anfühlt für dich und andere.

Klar sind wir alle mal schlechter Laune – Wendepunkte haben das so an sich, Einsamkeit, bürokratischer Wahnsinn, soziale Kälte, Krankheiten, etc. haben das so an sich.

2. Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden willst

Es ist die Weiterführung der ersten Einladung: Nachdem du Raum geschaffen hast, indem du das ‘Negative’ aus deinem Habitus entfernst, füge hinzu was dir und der Gemeinschaft gut tut.

Zum alltäglichen Beispiel:

  • Ein Lächeln statt strenges Schaun – so ein Lächeln hebt unsere Gesichtsmuskeln, und damit unsere eigenen Stimmung und schafft sicheres Umfeld für anderen Menschen. Lächeln verbindet – man ist offener und geneigter, wohlgesonnen miteinander umzugehen.
  • Eine helfende Hand – was voraussetzt mit einer gewissen Grundachtsamkeit die Welt um dich herum wahrzunehmen, wenn du unterwegs bist im öffentlichen Raum.
  • Ein freundlicher Wortaustausch – an der Kassa oder im Café, an der Bushaltestelle oder in der Arbeit
  • Ein wertschätzende, wohlwollende Äusserung – auch Kompliment genannt. Komplimente sind aber eine gefinkelte Sache, die mit Bedacht angegangen werden sollte. Was genau ich damit meine und über die Kusnt, wertvolle Komplimente zu machen, lies hier nach.

3. Höre aktiv zu

Mensch möchte nicht glauben wie schwer das vielen Menschen fällt. Ich weiß nicht, ob es am eigenen Mangel an Gehört-werden liegt, an einem überbordenden Mitteilungsbedürfnis, an mangelnder Empathie dem Gegenüber gegenüber, oder überbordendem Ego-zentrismus – oder schlicht daran, dass diese laute Gesellschaft uns das nicht mehr beibringt?

  • Nimm dein Gegenüber wahr
  • Lass dein Gegenüber ausreden
  • Richte deine Aufmerksamkeit auf den Sprecher, dh schau ihn an, tu nichts anders daneben

4. Sei einfach mal ehrlich: Sag es, wenn du gerade keine Resourcen für deinen Mitmenschen hast.

Wir neigen oft zur Unehrlichkeit. Sagen das eine, signalisieren dann aber in Bild und Ton etwas anderes. Damit machst Du es deinen Mitmenschen schwer, dir zu vertrauen. Du und die meisten anderen Menschen spüren es zumindest unbewußt, dass hier etwas nicht stimmt. Also lerne dich selbst zu beobachten und ehrlich zu sein: Wenn du spürst du hast eigentlich gerade keine Energie dich jemand anderem zu widmen, sei so ehrlich und kommuniziere das gerade heraus: ‘Es tut mir leid, ich habe gerade keinen Kopf/Ruhe/Energie für dich da zu sein. Lass uns ein andermal darüber reden, wenn ich dir wirklich zuhören kann.’

5. Gehe davon aus, dass Menschen es gut meinen und ihr Bestes geben.

Oft gehen wir davon aus dass uns die Menschenwelt was Schlechtes will. Oder dass uns die anderen nicht mögen. Haltlos, aber häuftig. Stell dir vor, jeder Mensch ist total liebenswert, und jeder findet dich liebenswert. Das fühlt sich gleich ganz anders an.

6. Nimm was du brauchst, nicht was du nehmen kannst. Sozialmarkt Gier.

7. Geh davon aus, dass du gemocht wirst.

8. Gib 10% von deinem Gewinn an die Gemeinschaft weiter. Geht’s allen gut, geht’s dir gut.

9. Sprich Ungerechtigkeiten an, benutze deine Stimme für dich und Mitmenschen.

 


Links and more Inspirations:

https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S2215091918300038

https://www.simonegraceseol.com/masterclass